Chinesen investieren, Deutsche hinken hinterher
Batteriefertigung: Eine Betrachtung im Sommer 2018
Chinesen investieren in Batteriefertigung – deutsche Autobauer hinken hinterher. Wir berichteten an dieser Stelle immer über die neuesten Entwicklungen und Trends in der Batteriefertigung. So haben wir am 12.12.2017 über die Giga-Factory der Northvolt in Schweden berichtet. Darf man den neuesten Meldungen in der Presse ( TLZ vom 10.07.2018 ) Glauben schenken, so ist nun auch in Deutschland eine Initialzündung zu erwarten.
In Deutschland sollen nicht nur Elektro-Autos gebaut werden, sondern auch die dazu erforderlichen Batterien. Technisches Know-how hin oder her – allein die hohen Logistikkosten von Asien nach Europa rechtfertigen jedes Engagement.
Kasching …
Jetzt soll es der chinesische Batteriekonzern CATL richten. Gemäß einer gemeinsamen Regierungserklärung wollen die Chinesen bis 2022 ca. 220 Millionen Euro in eine neue Batteriefabrik am Erfurter Kreuz investieren. Für Forschung, Entwicklung, Logistik und Fertigung sollen in der ersten Ausbaustufe 600 – 1000 neue Arbeitsplätze entstehen.
Macht ja wirklich Sinn, denn die Logistikkosten von Erfurt – bei direkter Autobahnanbindung – nach BMW Dingolfingen dürften wesentlich geringer sein, als wenn die Batterien aus Asien über zig Tausende von Kilometern geliefert werden.
Der Standortvorteil
Betrachten wir jetzt noch die immensen Fortschritte, die an der Uni Jena in Sachen Batterien bei Forschung und Entwicklung geleistet werden, dann schließt sich der Kreis. Neue Elektroautos verlangen auch neue Batteriesysteme, wenn wir uns aus der Technologieabhängigkeit der führenden asiatischen Hersteller befreien wollen. Ob die zur Zeit aktuellen Li-Ionen-Batterien der Weisheit letzter Schluss sind, ist ja nun mehr als fraglich.
Es dauert alles zu lange
Wenn Autoexperten einschätzen, dass europäische Unternehmen 5 bis 10 Jahre benötigen werden, um auf den technisch-technologischen Stand von Panasonic, Sony, LG Chem oder Samsung SDI aus Südkorea zu erreichen, dann gewinnt die Entscheidung für Erfurt eine noch höhere Bedeutung für die deutsche Automobilindustrie .
Angesichts dessen, dass wir weltweit einmal die Schrittmacher in der Motorenentwicklung gewesen sind, muss die Batteriefertigung ganz neue Impulse erfahren.
Auch die neuen Tendenzen bei Handelszöllen und unsichere politische Lagen im internationalen Handel fordern ein schnelles Umdenken.
Schwedens Giga-Factory ./. Erfurts Mega-Factory
Bei den Strompreisen für die Zellenproduktion hat Schweden ein großen Standortvorteil! Da wird CATL wohl einige subventionierte Fördergelder in Anspruch nehmen müssen, wenn CATL wettbewerbsfähig sein will. Die EEG-Umlage für den Ökostrom ist hier ein wesentlicher Kostennachteil für die Batteriefertigung. Allein die Thüringer Landesregierung will CATL finanzielle Unterstützung in Höhe von 7,5 Mio € an Fördergeldern gewähren.